Artikel von Nicola Berg, erschienen in "Tierschutz Hilchenbach aktuell" 1997
Vor der Anschaffung steht die Planung!
Immer mehr Menschen entscheiden sich für das Zusammenleben mit einem Hund. Sei es, dass die Kinder mit Tieren groß werden sollen, der Hund für mehr körperliche Bewegung der Menschen sorgen soll oder ein wirklich treuer Freund gesucht wird.
Leider werden viele Hundekäufe sehr unüberlegt getätigt und die Beziehung ist dann für alle Beteiligten äußerst unerfreulich. Die Endstation ist oft das Tierheim.
Deshalb sollte man sich vor dem Kauf gründlich informieren.
Gute Literatur ist oft hilfreich, aber sinnvoll wäre auch das Gespräch mit erfahrenen Menschen, z.B. in Hunde- oder Tierschutzvereinen.
Die ganze Familie sollte sich zusammensetzen. Ein Hund ist kein Spielzeug!
Zeitaufwand
Jeder muss sich im Klaren sein, dass ein Hund –und ganz besonders ein Welpe – viel Zeit braucht, Arbeit und Kosten macht.
2-3 Stunden am Tag braucht man für den Hund, denn außer dem Spazieren gehen muss der Hund gepflegt und gefüttert werden, auch die Streicheleinheiten dürfen nicht zu kurz kommen.
Beim Welpen kommt außerdem hinzu, dass er wahrscheinlich weder stubenrein ist, noch weiß, dass Schuhe, Stuhlbeine und Sofakissen nicht zum Spielen oder Benagen geschaffen wurden. Gerade am Anfang sind die Nerven und der Ordnungssinn Aller gefragt.
Kosten
Über die anfallenden Kosten muss man sich von Anfang an im Klaren sein.Neben ca. 2,-€ pro Tag für Futter fallen die Kosten für Tierarzt, Versicherung und Steuer an. Die Größe des Hundes ist hierbei völlig unerheblich!
Es muss auch geklärt sein, ob der Hund im Fall von Urlaub oder Krankheit versorgt werden kann.
Ein Hund, der ausschließlich im Zwinger gehalten wird, wird seelisch verkümmern und auf Dauer Verhaltensstörungen entwickeln. Der Hund ist ein Rudeltier und deshalb unbedingt auf soziale Kontakte, also seine Familie, angewiesen. Deshalb ist eine reine Zwingerhaltung nicht artgerecht und generell zu verurteilen.
Die Lebenserwartung eines Hundes liegt bei 12 bis 18 Jahren. Können Sie für diesen langen Zeitraum den Hund sicher versorgen? Wenn Sie in diesem Punkt Zweifel haben, sollten Sie sich lieber für einen etwas älteren Hund, z.B. vom Tierschutzverein, entscheiden.
Erst wenn diese Punkte alle geklärt sind und wirklich jedes Familienmitglied für einen Hund stimmt, kann man anfangen sich über die in Frage kommende Rasse Gedanken zu machen.
Mischling oder Rassehund
Nicht jeder Collie ist eine Lassie, aber jede Rasse hat typische Wesensmerkmale. Deshalb sollte vorher klar sein, wofür man den Hund möchte und welche Möglichkeiten man selbst hat.
Kaum jemand hat eine Herde, die ein Border Collie hüten könnte und nicht jeder ist dem Ansturm eines 40kg schweren Berner Sennenhundes gewachsen. Ein Terrier, sei er noch so klein, ist ein mutiger, selbstbewusster Individualist und nicht unbedingt für kleine Kinder geeignet.
Auf keinen Fall sollte das niedliche Aussehen des Hundes in der Fernsehwerbung oder der Neid auf den Vorzeigehund des Nachbarn entscheidend sein.Auch von Käufen aus Mitleid kann man nur abraten!
Die Frage ob es wirklich ein Rassehund sein muss wird jetzt aufkommen.
Für den Mischling spricht, dass er oft gesünder und robuster ist als ein hochgezüchteter Rassehund. Auch die deutlich geringeren Anschaffungskosten fallen ins Gewicht.Allerdings ist die endgültige Größe des Hundes oft nicht genau vorhersehbar.
Wenn man sich für einen Rassehund entscheidet, sollte man sorgfältig nach einem seriösen Züchter suchen. Diese haben meist nicht mehr als 2-3 Hündinnen und die Welpen werden in der Familie liebevoll versorgt. Ein Besuch bei dem Muttertier mit ihren Welpen ist möglich und sogar erwünscht. Auch nach dem Kauf steht der Züchter den neugebackenen Hundebesitzern beratend zur Seite. Eine Züchterliste bekommen Sie über die vom VdH (Verband für das deutsche Hundewesen) anerkannten Rassehundevereine.
Auf keinen Fall sollte man einen Welpen auf einem Tiermarkt oder aus einem Schaufenster kaufen. Diese Tiere sind oft zu jung, um von der Mutter getrennt zu werden, leiden häufig unter entzündlichen Erkrankungen oder Durchfall und häufig haben die Welpen schon weite Wege zurückgelegt und sind völlig verstört. Spätere Verhaltensstörungen, die daraus resultieren, sind nicht selten.
Mit dem Kauf unterstützt man zudem die tierquälerischen Machenschaften von unseriösen Hundehändlern.
Wer passt zu Ihnen?
Wenn man sich für eine Rasse oder einen Wurf Mischlinge entschieden hat, kommt es darauf an, den passenden Welpen auszusuchen.
Gesund soll er auf alle Fälle sein. Kranke Tiere erkennt man meist an stumpfem Fell, glanzlosen Augen und Bewegungsunlust. Tränende Augen oder eine laufende Nase sind immer Alarmzeichen. Gesunde Welpen sind kaum zu bändigen, interessiert an allem Neuen, die Augen sind lebhaft und klar, und die Nase ist feucht und kalt. Im Zweifelsfall sollte man einen Tierarzt zu Rate ziehen.
Wichtig ist auch die Frage ob Rüde oder Hündin.
Hündinnen sind meist leichter erziehbar und ordnen sich besser in die Familie ein. Allerdings sind sie in der zweimal jährlich auftretenden Hitze oft zickig und eigenbrötlerisch. Auch die dabei drei Wochen anhaltende Blutung ist für viele Menschen störend.
Rüden versuchen häufig die Rangordnung im gemischten Mensch-Hund-Rudel, sprich der Familie, zu ihren Gunsten zu verändern. Eine konsequente Erziehung ist dann unumgänglich.
Zu diesen Gesichtspunkten des Geschlechts kommen dann die individuellen Charaktereigenschaften der einzelnen Welpen.
Ist man sensibel und einfühlsam genug, um dem kleinen Angsthasen Selbstbewusstsein zu vermitteln, damit er nicht zum unberechenbaren Angstbeißer wird? Ist man konsequent und erfahren genug, um dem dominanten Rüpel Manieren beizubringen?
Verlassen Sie sich in diesen Fragen auf die Erfahrung des Züchters oder eines anderen Hundekenners. Schildern Sie diesem ehrlich ihre Erfahrungen, ihre Möglichkeiten und ihr Ansprüche an den Hund.
Jetzt haben Sie ihren Welpen gefunden! Welches ist der richtige Zeitpunkt, den Hund nach Hause zu holen?
Aufnahmealter des Welpen
Der Welpe sollte mindestens 8 Wochen alt sein. Jüngere Tiere sollten nur in Notfällen, z. B. wenn das Muttertier schwer erkrankt ist, übernommen werden. Ist der Welpe bei verantwortungsbewussten Menschen, die für eine abwechslungsreiche Umgebung des Hundes sorgen, sollte man ihn bis zum Ende der 12. Lebenswoche dort belassen. In dieser Zeit lernt der Hund dann unter der Obhut seiner Mutter die Welt kennen.
Jetzt kann man ihn mit Kindern, Katzen, Fahrrädern und sonstigen „Ungeheuern“ vorsichtig und unter unbedingter Vermeidung von schlechten Erfahrungen bekannt machen. Häufige Besuche bei dem Welpen sollten selbstverständlich sein.
Lebt das Tier dagegen in einer reizarmen Umgebung, z. B. einem Stall oder Kellerraum ohne Kontakt zur Umwelt, ist es vorteilhafter, diese wichtige Lernphase selbst zu gestalten und den Welpen mit 8 - 10 Wochen zu übernehmen.
Vorbereitungen zu Hause
Im neuen Zuhause des Hundes sind einige Vorbereitungen zu treffen.
Der Kleine braucht einen Platz, an dem ihn niemand stören darf. Für diese Ruhezone sind die handelsüblichen Liegewannen bestens geeignet, wenn sie so groß gekauft werden, dass auch der ausgewachsene Hund noch ausgestreckt bequem darin Platz findet.Die darin liegende Decke soll unbedingt in der Waschmaschine gewaschen werden können.
Ist das Körbchen vorher von einem anderen Hund benutzt worden, sollte man es gründlich reinigen, desinfizieren und danach auslüften, bevor man es wieder benutzt.
Der richtige Stellplatz sollte so gewählt werden, dass der Hund nicht im „Durchgangsverkehr“ sondern in einer geschützten Ecke liegt, aber trotzdem das Treiben im Haus beobachten kann. Ideal wäre z. B. ein Platz unter einem Treppenaufgang oder eine Nische am Ende des Flures.
Zwei Näpfe, wiederum groß genug gewählt, müssen bereitstehen. Einer sollte jederzeit frisches Wasser bereithalten, der andere bleibt fürs Futter.
Anfangs sollte man ein spezielles Welpenfutter geben, das den Ansprüchen eines Hundes im Wachstum gerecht wird.
Das Halsband sollte aus Leder und ca. 1 cm breit sein, die Leine ca. 2 cm lang und aus einem leichten Material, um den Welpen nicht unnötig zu stören.
Spielzeug ist sinnvoll, um das Bedürfnis zu nagen und knabbern zu befriedigen. Bietet man dem Hund keine Alternative, so wird er sich wahrscheinlich an Schuhe, Stuhlbein oder Sofaecken halten.
Am besten geeignet sind Vollgummispielzeuge oder spezielle Seilknoten. Spielzeuge aus Plastik oder hohle Gummiquitschtiere gehen schnell kaputt und der Hund kann sich verletzen oder Teile verschlucken.
Schenkt man dem Hund einen ausgedienten Schuh, so wird er wahrscheinlich sein Leben lang Schuhe kauen – er kann allerdings nicht zwischen „ausgedient“ und „werden noch gebraucht“ unterscheiden, so dass der Ärger vorprogrammiert ist!
Schön sind Gegenstände, die nicht komplett in das Hundemaul passen, denn dann kann der Mensch mitspielen, indem er ein Ende festpackt und mit dem Hund darum „kämpft“. Anfangs sollte dabei immer der Hund Sieger bleiben!
Jetzt ist alles fertig vorbereitet für das neue Familienmitglied.
Was noch zu beachten ist
Der richtige Zeitpunkt für den ersten Tag im neuen Heim wäre, wenn alle Familienmitglieder, mindestens aber derjenige, der sich auch in Zukunft hauptsächlich um den Hund kümmern wird, sich ausschließlich für das Tier Zeit nehmen können.
An diesem Tag sollten möglichst keine Besucher kommen, denn die Eingewöhnung ist ohnedies schon aufregend genug.
Man sollte dem Hund die Möglichkeit geben, in aller Ruhe selbständig das neue Haus kennenzulernen. Es ist sinnvoll, dem Hund vorher Gelegenheit zu geben, sich auf einer Wiese zu lösen, so dass die Wohnung nicht schon direkt als Erstes „begossen“ wird.
Räume, die der Hund auch in Zukunft nicht betreten darf z. B. die Küche oder Bad, sollten zu diesem Zeitpunkt verschlossen sein, um Fehler des Hundes und unnötiges Schimpfen zu vermeiden.
Überhaupt muss von Anfang an klar sein, was erlaubt ist und was nicht. Ausnahmen wie z. B. nur sonntags darf der Hund ins Bett, sind für das Tier völlig unverständlich und führen nur zu Missverständnissen und Ärger, also: klare Grenzen und Tabus fördern die Selbstsicherheit des Hundes und den Frieden in der Familie!
Welpen sind niedlich und können mit ihrem Blick Steine zum Schmelzen bringen. Trotzdem sollte man beim jungen Hund nicht mehr zulassen, als man dem erwachsenen Hund später erlauben möchte. Auch wenn er noch so jammert: wenn Sie ihn heute ins Bett lassen, haben Sie später vielleicht 50 kg mehr und 1 m Platz weniger unter ihrer Decke - sind Sie sicher, dass das auf Dauer das Richtige ist?
Also heißt jetzt die Devise: Hart bleiben! Der Welpe wird sich schnell daran gewöhnen, allein zu schlafen und später sogar froh sein, einen Platz für sich zu haben, an dem ihn niemand stört.
Fütterung, Ernährung und Verdauung des Hundes
Gefüttert wird anfangs 3 - 4-mal täglich. Niemals sollte man den Hund direkt vom Tisch füttern, wenn aber Reste (sofern sie nicht scharf gewürzt sind), z. B. Kartoffeln, Nudeln, oder Gemüse, übrigbleiben, kann man sie wunderbar unter das normale Futter mischen. Weiterhin bieten sich Quark, Hüttenkäse oder Honig als Geschmacksverbesserer an.
Lässt der Hund einen Rest im Napf; so wird dieser nach spätestens einer Viertelstunde weggenommen und die nächste Mahlzeit um diese Menge verringert. Frisst der Hund den Napf leer und leckt noch darin herum, so wird nicht nachgefüttert, sondern die nächste Mahlzeit reichhaltiger gegeben.
Ein Welpe sollte ruhig rund und wohlgenährt sein. Der erwachsene Hund hat dann sein Idealgewicht, wenn man die Rippen nicht sieht, aber ohne festen Druck tasten kann.
Da der Hund ein Ruheverdauer ist, sollte er ca. 1 Stunde nach dem Füttern ruhen dürfen. Auf keinen Fall darf er springen oder toben, da sonst immer die Gefahr der lebensbedrohlichen Magendrehung besteht.
Nach dieser Zeit sollte der Hund jedoch auf jeden Fall auf eine Wiese gelassen werden um sein „Geschäft“ zu erledigen. Das Gleiche gilt unmittelbar nach jedem Wachwerden und wenn der Hund unruhig wird.
In den ersten Nächten ist es sinnvoll, sich 1 - 2-mal den Wecker zu stellen und den Hund rauszulassen. Wenn Sie so aufmerksam sind, wird der Hund schnell stubenrein sein und sich melden, sobald er muss.
Passiert trotzdem ein Unglück und Sie finden das Malheur, so hat es keinen Sinn, den Hund auszuschimpfen oder sogar mit der Nase hinein zu stupsen. Er kann das nicht verstehen! Sie waren halt zu langsam und müssen jetzt putzen.
Schlucken Sie ihren Ärger runter und loben Sie das nächste Häufchen, das wieder auf der Wiese gemacht wird, besonders überschwänglich!
Die Erziehung
Im ersten Lebensjahr eines Hundes sind das Selbstbewusstsein und der Charakter noch nicht gefestigt. Eine strenge Ausbildung in dieser Zeit kann verheerende Folgen haben. Die Erziehung muss stattdessen spielerisch mit viel Freude für alle Beteiligten erfolgen. Vermeiden Sie Situationen, in denen der Hund Fehler machen kann. Loben Sie jeden Erfolg mit Streicheln, Spiel oder einem Leckerbissen.
Der Hund kann einfache Befehle, wie z. B. „Sitz“ oder das korrekte Laufen an der Leine, natürlich schon lernen, aber üben Sie jeweils nur wenige Minuten, und beenden Sie die Übungen immer nach einem Erfolg des Hundes mit einem ausgiebigen Spiel.
Das Hauptaugenmerk sollte man im ersten Jahr aber auf die „Alltagstauglichkeit“ des Hundes richten.
Der Welpe muss ein korrektes Sozialverhalten zu Artgenossen erst erlernen. Dafür ist häufiger Kontakt zu anderen Hunden verschiedenster Rassen und Altersgruppen wesentlich. Der Hund sollte ohne Leine und ohne Zwang die Möglichkeit zum freien Spiel haben. Hunde, die in der Jugend isoliert gehalten werden, verkümmern und haben später massive Kommunikationsschwierigkeiten. Sie werden oft im Umgang mit Artgenossen unberechenbar und gefährlich.
Weiterhin muss der Hund die Welt der Menschen kennenlernen. Autos, Fahrräder, Kühe, rasselnde Plastiktüten und große Menschenmengen sollten ihm bekannt sein und keine Angst einflößen. Vorhandene Ängste sollte man nicht durch Trösten noch bestätigen, sondern durch vorsichtige Gewöhnung und Übung langsam abbauen.
Für diese Lernprozesse wäre in jedem Fall der Besuch eines Welpenkurses, wie er mittlerweile von vielen Hundevereinen und -schulen angeboten wird, sehr sinnvoll.
Nicht nur der Hund lernt unter fachlicher Aufsicht das Leben zur bewältigen, sondern auch der Hundehalter lernt seinen neuen Freund besser zu verstehen und zu akzeptieren.
Die größten Probleme entstehen zumeist, wenn der Hund 12 - 15 Monate alt ist. Der Hund ist nun geschlechtsreif und sucht sich seinen Platz im Rudel. Besonders Rüden werden nun häufig aufsässig, gehorchen nicht mehr und zeigen manchmal sogar Aggressionen gegen Familienmitglieder. Nun gilt die Devise: „Rebellion wird im Keim erstickt“. Der Hund ist mittlerweile alt und reif genug für eine konsequente Erziehung. Übertriebene Härte oder sogar Schläge sind völlig unangebracht und falsch, aber das klare Setzen von Tabus und Grenzen wird den Frieden schnell wieder herstellen.
Achten sie auf Kleinigkeiten! Der Hund sollte immer hinter Ihnen durch die Tür oder die Treppe rauf gehen, er sollte nach ihren Mahlzeiten gefüttert werden und immer tiefer als Sie liegen
- also: runter von der Couch!
Fragen Sie Ihren Tierarzt, ob bei ihrem Hund eine Kastration ratsam wäre.
Ein letzter Rat
Sind Sie selbst zu unerfahren im Umgang mit Hunden und fühlen sich mit diesem Hund überfordert, dann schieben Sie ihn nicht sofort ab, sondern suchen Sie sich Hilfe. Auch jetzt können gute Hundevereine oder -schulen eine Hilfe sein und Ihnen die Freude an ihrem Hund wiedergeben. Vergessen Sie bitte nie:
Ein Hund ist der beste Freund des Menschen!
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